Begegnung: Vor 50 Jahren war Betty Eckert bei der Grundsteinlegung für die Christuskirche dabei, und noch heute ist sie stolz darauf, wie sie Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm nach dem Gottesdienst zur Jubiläumsfeier am Sonntag erzählte.

Schweinfurter Tagblatt, Bericht: Hannes Helferich, Foto: Josef Lamber

Viel Nachdenkliches von Heinrich Bedford-Strohm beim Gemeindegründungsfest in Schweinfurt

Es war ein fröhliches Fest. Klar. Die evangelische Christuskirche, nach dem Weltkrieg 1946 durch den Zuzug so vieler Vertriebener stetig angewachsen, feierte schließlich die Grundsteinlegung auf der Maibacher Höhe. Am 13. Juni 1964 war mit dem Bau der Kirche begonnen worden, im gleichen Jahr das Provisorium einer Notkirche in einer früheren Wehrmachtsbaracke in der Straße gegenüber beendet.
Es gab am Sonntag aber auch viel Nachdenkliches in der Predigt von Heinrich Bedford-Strohm. Der Landesbischof brachte nach einer beeindruckenden Schilderung der Gräuel im Zweiten Weltkrieg sein Unverständnis dafür zum Ausdruck, dass Deutschland zum drittgrößten Waffenexporteur weltweit geworden ist und Waffenexporte auch in Länder auf Rekordhöhe angestiegen seien, in denen – uns heute selbstverständliche – Menschenrechtsstandards verletzt würden.
Mit einem schwungvollen „Grüß Gott“ hieß Pfarrer Wolfgang Weich die Gemeinde am Sonntag willkommen. Die Stadt war mit allen drei Bürgermeistern vertreten, viele Stadträte und wichtige lokale Vertreter der evangelischen Kirche waren unter den Gästen. Auch Betty Eckert die – damals 33 Jahre jung – bei der Grundsteinlegung dabei war, wie sie stolz berichtete.
Wunderbar die Zwischenspiele des Evangelischen Posaunenchors, der auf der Empore platziert war, was den Klang noch verstärkte. Draußen trafen fleißige Helfer die letzten Vorbereitungen für das Gemeindefest, das gleich nach dem Gottesdienst beginnen sollte. Drinnen war es mucksmäuschenstill, als Bedford-Strohm die Entstehung der Christusgemeinde 1946 eine „Konsequenz des Willens zum Leben“ nennt. Ihre Gründung sei Ausdruck der festen Bereitschaft zu einem Neuanfang gewesen. „Die Väter hatten saure Trauben gegessen, aber den Kindern sollten davon die Zähne nicht für alle Zeit stumpf geworden sein“, sagte er.
Der Landesbischof ging auf die Flucht ein, die viele auch nach Schweinfurt brachte. Und drückte seine Freude darüber aus, dass Deutschland zur Demokratie geworden sei, nicht ohne Fehler zwar, aber man könne sie klar ansprechen, öffentlich diskutieren. „Völker, die sich vernichten wollten, arbeiten heute friedlich zusammen“, so der Landesbischof. Ihn beunruhige aber, dass noch immer von deutschem Boden, von deutschen Waffen „Krieg ausgeht“, ohne Kriegserklärung und ohne sichtbaren Angriff, „nicht beabsichtigt, aber in Kauf genommen“. Für ihn stelle sich die Frage: Wie könne das sein in einem Land, das für sich einen der schärfsten Waffenexport-Kontrollstandards weltweit in Anspruch nimmt? In Anlehnung auf das zuvor verkündete Wort Gottes forderte der Landesbischof: „Kehrt um und kehrt Euch ab von allen euren Übertretungen, damit ihr nicht durch sie in Schuld verfallt“. Dem Gottesdienst folgte die Präsentation und Diskussion zum Energiesparprojekt f.i.t. in der Kirche (Bericht folgt).

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